Austausch Bremen – Berlin (Teil 2)

In Bremen wollte ich unbedingt das neue Atelier von Daniela sehen, von dem ich schon so viel gehört hatte. Daniela hat sich vor kurzem mit ihrem Mann ein Parzellen-Atelier eingerichtet, in dem beide arbeiten. Bei schönstem und warmen Sonnenschein konnten wir vor ihrem Atelier die Farben schwenken.

Dazu haben wir preiswerte Farbe (z.B. Dispersions- oder Acrylfarbe) mit viel Wasser verdünnt, sodass sie schnell in Bewegung gerät, wenn das Papier geschwenkt wird. Zu Smetanas Komposition Die Moldau bewegten wir zu zweit eine Tapetenbahn, auf der sich die Schlickerfarbe (Farbe + Wasser) ihren Weg bahnte.

Die Musik wechselt zwischen schnellen und langsamen Sequenzen, die den Verlauf der Moldau darstellen. Mir gefällt sie immer wieder gut! Mit 13 Minuten Länge hat man auch die Möglichkeit, nicht nur einfach wild drauf los zu schwenken, sondern auch nach dem ersten Schwung die Bewegung bewusst zu steuern.

Normalerweise verwende ich für die Schwenkbilder einfaches Rollenpapier, welches natürlich bei zu viel Nässe reißen kann. Daher hat mir die Tapete besonders gut gefallen, da sie viel belastbarer ist und außerdem noch eine eigene Oberflächenstruktur hat, die sich auch auf den Farbverlauf auswirkt.

Anschließend haben wir auf ein kleineres Format gewechselt.

Mir gefällt das gemeinsame Arbeiten – auch das Nebeneinander – immer wieder! Neben dem Austausch von neuen Techniken und Materialien lerne ich auch neue Herangehensweisen und Blinkwinkel kennen. Es war toll, Daniela! Das wiederholen wir bald.

Da meine Kamera recht schnell funktionsuntüchtig war, habe ich nicht viele Fotos machen können. Aber auf Aquatypien (Danielas Blog) könnt ihr viele weitere Fotos finden.

Austausch Bremen – Berlin (Teil 1)

Mitte Oktober war meine Bremer Künstlerkollegin Daniela Revink bei mir zu Besuch. In meinem Atelier knüpften wir wieder an unseren Atelieraustausch vom März an und stellten vielerlei Materialien zum Experimentieren auf den Tisch: Tusche, Beize, Marmormehl, Kleister, Collagematerial, Pinsel, Zeichenfedern und Pipetten.

Daniela entdeckte die Pipette für sich neu und variierte die Erscheinungsformen des Flecks durch unterschiedliche Fallhöhen.

Ich setzte mich mit den Eigenschaften des Marmormehls auseinander. Mit angerührtem Kleister vermischt, wird es zu einer pastosen Strukturpaste, die mit den Fingern, Pinsel, Spachtel oder Palettmesser aufgetragen und bearbeitet werden kann. Dadurch entsteht eine reliefartige Struktur. Die Schichten können zwar nicht sehr dick aufgetragen werden, aber für ein leichtes Relief reicht es vollkommen. Die Paste kann auch mit Acrylfarben und Beize eingefärbt werden, wodurch der Farbton etwas heller wird. Aber auch nach dem Trocknen kann sie übermalt werden.

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So richtig angesprochen hat mich das Marmormehl noch nicht. Ich bin davon ausgegangen, dass ich es stärker modellieren kann. Aber ich werde noch ein paar mal damit experimentieren.

Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Bremen, um dort unseren Atelieraustausch fortzusetzen.

Neue Wege

Vor genau einem Jahr bekamen meine Atelierkollegin und ich die Kündigung ins Haus. Sieben Jahre hatten wir in unserem Dachatelier gearbeitet, experimentiert und Ausstellungen konzipiert. Nun sollte eine schicke Maisonnettewohnung daraus werden.

Im Atelier Leibnizstraße
Im Atelier Leibnizstraße

Der Auszug war also unausweichlich, der Trennungsschmerz dementsprechend kurz, denn so ein Umzug birgt nicht nur Nachteile. Endlich hatten wir die Möglichkeit, uns ein besseres, helleres Atelier zu suchen. Eines, vor dem wir auch mal sitzen können, wir nicht jedes Mal in den 5. Stock hinaufsteigen und wo ich keine Parktickets ziehen muss. Voller Tatendrang lernten wir die wüste Berliner Atelierlandschaft kennen und staunten nicht schlecht, was so alles als Atelier angeboten wird: ein kleines Eckchen  (5 qm) in einer Ateliergemeinschaft für 200 €. Aber auch  Untervermietungen von Ateliers zu Zeiten, in denen der Hauptmiet-Künstler nicht kann (montags und freitags), und natürlich Wohnungen. Mein Favorit war allerdings ein Keller in einem wunderschönen alten Gemäuer. Ich bezwang meine Abneigung gegen die dort wohnenden Nagetiere und stieg hinab in eine dunkle Gruft ohne Tür, Fenster und Wasseranschluss. Über den Müll hinweg, den dort Generationen von Menschen abgestellt hatten, visionierte der Vermieter über die Kunst und Anpassungsfähigkeit von Künstlern. Ich lauschte ihm andächtig – er machte seine Sache wirklich gut. Aber letztendlich siegte doch mein Wunsch nach einem hellen, oberirdischen Atelier mit abschließbarer Tür und Wasser in unmittelbarer Nähe, das, wie ich danach im Stillen hinzufügte, auch frei von Mäusen und Ratten sei.

Auch die Nachfragen und Bewerbungen beim Kulturamt und dem Atelierförderprogramm des bbk berlin waren nicht erfolgreich. Glücklicherweise konnten wir unser mittlerweile reduziertes Atelierinventar in unserem Gartenhaus unterstellen, wo wir uns nun unerwartet zufrieden ausgebreitet haben. Unsere Wünsche konnten wir verwirklichen. Keine fünf Treppen mehr, keine Parktickets, helles Licht und eine Raumhöhe von 2,60 m (vorher hatten wir knapp 2 m). Wir können draußen sitzen und auch dort arbeiten. Naja, nur der allerletzte Wunsch nach einer mäusefreien Zone ist nicht in Erfüllung gegangen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Atelier Bröskamp
Atelier Bröskamp