Dadaistisches Raumgreifen

Die Collagen und Assemblagen von Kurt Schwitters mag ich sehr. Früher besuchte ich häufiger auch seine nachgebaute Rauminstallation Merzbau im Hannoveraner Sprengel Museum. Peter Bisegger hat sie 1981-83 für das Museum rekonstruiert. Mit riesigen Filzpantoffeln an den Füßen erkundet man in den Raum, der aus vielen Einzelteilen besteht. Schwitters hat von 1923-1936 verschiedenste Elemente aus Holz und anderen Materialien in ein Zimmer seiner Wohnung fest installiert. Was als kleine Assemblage begann, wurde mit den Jahren immer raumgreifender und wuchs über das eine Zimmer hinaus auch in andere Räume. Auf den drei S/W-Fotos von Wilhelm Redemann, die er 1933 vom Hannoveranischen Merzbau gemacht hat, kann man erkennen, dass Schwitters die Installation weiß gestrichen und nur einige Elemente farblich hervorgehoben hat. Durch die Vereinheitlichung treten Nischen deutlicher hervor. Die Formen bestimmen den Raum und den Blick. In der Rekonstruktion ist auch das Fenster eingebaut worden, hinter dem durch eine Lichtinstallation die unterschiedlichen Lichtverhältnisse, die vor Ort geherrscht haben werden, suggeriert werden. Es ist unglaublich, wie sich der Raum dadurch verändert.

In einem Bericht von Karin Orchard kann man einen Vergleich zwischen den Fotografien des Original-Merzbaus (von Redemann) und der Rekonstruktion anstellen. Und in dem wunderbaren Video von Mona Caron ist der geraffte Aufbau der reisefertigen Rekonstruktion in Zeitraffer zu sehen.

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