Vor genau einem Jahr bekamen meine Atelierkollegin und ich die Kündigung ins Haus. Sieben Jahre hatten wir in unserem Dachatelier gearbeitet, experimentiert und Ausstellungen konzipiert. Nun sollte eine schicke Maisonnettewohnung daraus werden.
Der Auszug war also unausweichlich, der Trennungsschmerz dementsprechend kurz, denn so ein Umzug birgt nicht nur Nachteile. Endlich hatten wir die Möglichkeit, uns ein besseres, helleres Atelier zu suchen. Eines, vor dem wir auch mal sitzen können, wir nicht jedes Mal in den 5. Stock hinaufsteigen und wo ich keine Parktickets ziehen muss. Voller Tatendrang lernten wir die wüste Berliner Atelierlandschaft kennen und staunten nicht schlecht, was so alles als Atelier angeboten wird: ein kleines Eckchen (5 qm) in einer Ateliergemeinschaft für 200 €. Aber auch Untervermietungen von Ateliers zu Zeiten, in denen der Hauptmiet-Künstler nicht kann (montags und freitags), und natürlich Wohnungen. Mein Favorit war allerdings ein Keller in einem wunderschönen alten Gemäuer. Ich bezwang meine Abneigung gegen die dort wohnenden Nagetiere und stieg hinab in eine dunkle Gruft ohne Tür, Fenster und Wasseranschluss. Über den Müll hinweg, den dort Generationen von Menschen abgestellt hatten, visionierte der Vermieter über die Kunst und Anpassungsfähigkeit von Künstlern. Ich lauschte ihm andächtig – er machte seine Sache wirklich gut. Aber letztendlich siegte doch mein Wunsch nach einem hellen, oberirdischen Atelier mit abschließbarer Tür und Wasser in unmittelbarer Nähe, das, wie ich danach im Stillen hinzufügte, auch frei von Mäusen und Ratten sei.
Auch die Nachfragen und Bewerbungen beim Kulturamt und dem Atelierförderprogramm des bbk berlin waren nicht erfolgreich. Glücklicherweise konnten wir unser mittlerweile reduziertes Atelierinventar in unserem Gartenhaus unterstellen, wo wir uns nun unerwartet zufrieden ausgebreitet haben. Unsere Wünsche konnten wir verwirklichen. Keine fünf Treppen mehr, keine Parktickets, helles Licht und eine Raumhöhe von 2,60 m (vorher hatten wir knapp 2 m). Wir können draußen sitzen und auch dort arbeiten. Naja, nur der allerletzte Wunsch nach einer mäusefreien Zone ist nicht in Erfüllung gegangen. Aber das ist eine andere Geschichte…
Sehr schöner Bericht, ich kann es mir bildlich vorstellen 🙂 … solange die kleine Mäusefamilie draussen bleibt ist doch alles gut. Bei uns haben sich jetzt noch puschelige Kaninchen zu den Wühlmäusen gesellt und der erste Maulwurf ist auch schon wieder da.
Ich habe daran gedacht mit dieser Erde neue Strukturen auf der Leinwand zu entwickeln dann macht das alles wieder Sinn 😉
Wahrscheinlich ist die künstlerische Umsetzung wirklich die einzige kräfteschonende Methode, um nicht wie Rumpelstilzchen zu enden 😉
Was willst du als Bindemittel nehmen? Kleister, Spachtelmasse oder etwas völlig anderes?