Ich lese gerne Artikel, in denen Menschen ihre Erfahrungen mit Kunstmaterial preisgeben. Der Farbsammler hat vor einem Jahr Aquarellpapier ausprobiert und so darüber geschwärmt, dass ich sofort Lust bekam, meine Aquarellfarben und Zeichentuschen einzusetzen. Das Problem war nur, dass ich kein Aquarellpapier zur Hand hatte und es zudem Wochenende war. Aber das hielt mich nicht auf, denn wer Kopierpapier hat, kann daraus nach kurzer Zeit eine Art Aquarellpapier machen.
Dafür braucht ein/e experimentierwillige/r Künstler*in
- Papierschnipsel z.B. aus Kopierpapier („Schmierpapier“, kann beschrieben oder bedruckt sein), die man am einfachsten mit dem Aktenvernichter herstellt,
- eine Plastikwanne oder einen Eimer,
- viel Wasser,
- einen Pürierstab o.Ä.,
- einen Schöpfrahmen zum Schöpfen des Papiers,
- Zeitungspapier
- und ein klein wenig Geduld.
Die Papierschnipsel werden ein paar Stunden oder über Nacht gewässert. Dann können mit dem Pürierstab (ich habe einen ausrangierten) die Schnipsel zum Papierbrei (Pulpe) klein gehäckselt werden. Wichtig ist, dass immer noch genügend Wasser im Bottich vorhanden ist, damit der Pürierstab nicht heiß läuft. Das Ergebnis ist eine sämige, breiige Masse.
Am besten funktioniert das Papierschöpfen in einer Wanne, in die man den Schöpfrahmen vollständig eintauchen kann. Das richtige Verhältnis von Pulpe zu Wasser sieht so aus, dass sie von der Konsistenz her wie eine pürierte, leicht wässrige Suppe aussieht. In manchen Büchern wird das Verhältnis 1:9 (Pulpe:Wasser), in anderen 1:4 angegeben. Probiert einfach aus, was euch am besten behagt.
Nun wird der Schöpfrahmen schräg in die Masse eingetaucht und gerade wieder herausgehoben. Ich lege dann von oben ein Zeitungspapier auf und drücke damit das Wasser durch das Sieb aus dem Pulp heraus. Anschließend „stürze“ ich das Sieb mit dem Papierbrei und dem Zeitungspapier, sodass das Sieb oben liegt. Vorsichtig wird es von der Pulpe abgeklopft. Dann kann diese auf dem Zeitungspapier trocknen. Fertig ist das handgeschöpfte „Aquarellpapier“, das natürlich nicht dem Standard entspricht. Das Trocknen dauert eine ganze Weile. Für Nass-in-nass-Malerei kann es natürlich schon verwendet werden, wenn es noch feucht ist.
Tipp: Wasser aus dem Trockner ist gut geeignet, weil es keine Nährstoffe mehr enthält. So kann die Pulpe auch mal ein paar Tage stehenbleiben, bis sie aufgebraucht worden ist. Und sollte zu viel Pulpe gemacht worden sein, aber zu wenig Zeit zum Schöpfen zur Verfügung stehen, wird sie im Sieb vom Wasser befreit, ausgewrungen und trocken gelagert, bis sie irgendwann wieder in Wasser aufgeweicht wird.
Manche benutzen übrigens lieber saubere Spültücher, um die geschöpfte Lage Papier zu halten und auf die Wäscheleine zu hängen.
Meinen Schöpfrahmen habe ich selbst gebaut. Ich habe einen Holzrahmen (lackiert ist gut, aber nicht zwingend notwendig) des schwedischen Möbelhauses genommen und ein Gitter, das man normalerweise für Kellerfenster verwendet, darauf getackert. Man kann aber auch eine sehr feinmaschige Gardine nehmen.
Falls die Wanne nicht groß genug für den Schöpfrahmen ist, kann man auch mit einem Becher die Pulpe auf den Schöpfrahmen gießen. Das Ergebnis ist nicht so gleichmäßig, aber lohnt sich vor allem, wenn man mehrere farbige Pulpen verwendet (Das Verfahren beschreibe ich noch in diesem Frühling in einem anderen Beitrag).
Fürs Bemalen kann das Papier trocken oder feucht sein. So sehen Aquarellfarben und -stifte, Beize und Tusche auf dem Papier aus.