Kurz vor Weihnachten war ich auf einem Abschlussball, bei dem auch festliche Garderobe erwünscht war. Was für ein Glück, dass sich noch mein Skizzenbuch und ein Etui mit einer Grundausstattung an Stiften in meiner Tasche befand. Denn was ich dort im Ballsaal vorm riesigen, festlichen Weihnachtsbaum zu sehen bekam, war einfach wert zu zeichnen.
Die Farben des Abends waren rot und schwarz. In herrlich ausladende Roben und glitzernde, figurbetonte Outfits gehüllt, ließen sich die Damen von den Herren übers Parkett führen.
Im Leben einer Unternehmerin, zu der ich als Künstlerin auch gehöre, sind Visitenkarten ein einleuchtendes Utensil des Marketings. Da stehen die wichtigsten Dinge drauf wie der Name (ja, den vergessen manche schon mal), die eMail-Adresse und die Website. Wer als Künstler zugeordnet werden möchte, setzt auch ein Bild als Erkennungszeichen ein. Denn viele Menschen erstellen über aussagekräftige Bilder ihr Namensgedächtnis.
Eine neue Visitenkarte stand schon lange auf meiner Wunsch- und Arbeitsliste. Unangenehm ist nur die sofort einsetzende Betriebsblindheit, die einen erfasst, sofern es um die eigene Arbeit geht. Doch ich habe das Glück, eine tolle Arbeitskollegin zu haben, die auch im Designbereich tätig ist: Daniela Revink von s!gns. Studio für Image und Design macht wunderbare Visitenkarten und noch viel mehr. Die Erstellung von aussagekräftigen Websites gehört auch in ihr Repertoire und macht ihr Motto Wir machen Ihre Begeisterung sichtbar.®, das sie zusammen mit ihrer Kollegin teilt, eindeutig nachvollziehbar. Die beiden erfassen sehr gut die wichtigsten Beweggründe eines Unternehmens und setzen diese in ein Marketing-Werkzeug um.
Das Ergebnis ihrer und meiner Begeisterung ist dieses: ein Set von drei Motiven aktueller Mischtechniken und meiner Arbeitsphilosophie. Glücklicherweise waren diese Karten schon zur 3-TAGE-KUNST-Messe fertig und wurden begeistert von den Besucher_innen angenommen. Den „blauen Mann“ von Eine andere Perspektive verändert die Haltung gibt es nun nur noch als Karte. Vielen Dank, Daniela!
Auch eine Messe findet mal ihr Ende. Der letzte Tag verging wie im Flug, da sehr viele Besucher_innen durch die Räume der Kommunalen Galerie Berlin gingen.
Durchaus konnte ich aber noch einen Blick auf einige der anderen Künstler werfen. Ein Besucher empfahl mir, mich mit Dinah Busse zu vernetzen, da wir beide mit der Linie und Monotypien arbeiten und „uns sicherlich viel zu sagen haben“. Nun hatte ich schon am Aufbautag Dinah kennen gelernt und erzählte ihr von dem Verkuppler, der im Grunde dieselbe Idee hatte wie wir: uns zu vernetzen. (Danke, Rainer, es hat geklappt! 🙂 )
An Dinahs Kunst (ein Klick auf die Fotos vergrößert die Ansichten) mag ich vor allem den markanten und sicheren Strich, der sowohl in ihren Mischtechniken, als auch in ihren opulenten Gemälden zu finden ist. Ein Thema zieht sich über die Jahre hinweg durch ihre Arbeiten: das Tier. Neben Hunden, Affen, Raubtieren und anderen sind auch Fabelwesen anzutreffen wie auf einem der Messebilder (von 2014), das unten links auf Dinahs Messewand zu sehen ist. Doppelköpfig hängt es über einem kunstvoll verzierten Balken und lacht den Betrachter keck aus: Gestern war heute Morgen!
Kraftvoll bleckt uns dagegen der Leopard aus dem schwarzen Nichts plötzlich seine Zähne entgegen in die Helligkeit. Unausweichlich scheint der Angriff, so nah und detailliert sind die Reißzähne und Schnurrbarthaare im Moment eingefroren, den mein Sohn „als die letzte Sekunde eines Safari-Touristen“ bezeichnete.
Wer setzt sich denn da Die Krone (2014) auf? Seitwärts, wie im Vorbeigehen. Die prunkvollen Ornamente der Krone fließen in das Kleid ein, um am Ende wieder zu verschwinden. War der krönende Moment etwa nur eine solitäre Angelegenheit, die sich nicht manifestieren lässt?
Im Gegensatz dazu ist sich der König (2013) des Goldes und der Krone, die zu seinem Amt gehören, sicher. Doch vornübergebeugt und mit ausladenden Teufelshörnern besetzt wirkt er verschlagen und raffgierig. Dinah Busses Bilder erklären keinen Sachverhalt. Sie bieten sich „nur“ an, über die eigenen Assoziationen hinaus die Prozesse und Hierarchien des Lebens zu erahnen und zu beäugen. In ihrer poetischen Frage „Welcher Zauber liegt in unserem Streben?“ fasst Dinah zusammen, um was es hier bei ihrer Malerei geht. Die Bilder sind „Momentaufnahmen von Geschichten, deren Verlauf variabel ist. Sie sind demnach Fortsetzungen von Geschichten oder Ereignissen, die dem Betrachter des Bildes innewohnen“.
So viel konnte ich dieses Mal mitnehmen: Künstler_innen und ihre Art mit unserem Berufsbild umzugehen, offene Kolleg_innen, Kontakte in viele Richtungen und viel Wertschätzung.
Das Team der Kommunalen Galerie war auch ganz großartig. Vielen Dank für drei entspannte Messetage!
Der mittlere Tag bot Zeit für Gespräche mit meinen KollegInnen. Es ist immer sehr spannend, was die anderen zu erzählen haben, was ihnen wichtig ist und natürlich welchen Eindruck ihre Arbeiten hinterlassen.
Mit Jessica Slominski verband mich nicht nur die Wand, auf der wir unsere Arbeiten aufgehängt haben, sondern auch unsere Vorliebe für Mischtechniken. Ähnlich wie ich sammelt sie jegliches Collagematerial, das sie inspiriert. Dazu gehören bei ihr aber auch alte Fotos, die sie in ihre Bilder auseinander geschnitten einfügt und anschließend malerisch weiterbearbeitet. Diese Kombination von Foto, Pinselstrich und Schriftstruktur ergibt eine irritierende Wirkung, die mich besonders bei der Arbeit mit der Frau im grünen Kimono beeindruckte (Ein Klick aufs Foto vergrößert die Ansicht).
Auf den ersten Blick ist der Wechsel nicht wirklich auszumachen, so sehr leuchtet und schillert das Grün durchgehend. Zudem ist die farbliche und inhaltliche Eigenart alter Farbfotos hier gekonnt technisch und kompositorisch in Szene gesetzt worden. Man kann die Vergilbung alter Fotos und die farbliche Überbetonung durch die verschiedenen Materialien geradezu haptisch ausmachen. Aber auch die Inszenierung ihres Motivs steht in der Tradition der Fotografien des letzten Jahrhunderts. Die Figur zieht rechts von der vertikalen Bildachse den Blick auf sich und dokumentiert das Interesse einer Generation an der Exotik und des Fremden, das auch mich (um die 100 Jahre später) gleich angezogen hat. Der Umriss der Frau im Kimono umgibt sie im „Hintergrund“ wie ein farblich variierender Schatten in Schwarz, Weiß und Ocker, wodurch das Bild eine abstrahierte Räumlichkeit erhält.
Ein weiteres Motiv in ihrem Werk sind die Familienbilder, die Personen in einem gesellschaftlich konnotierten Rahmen zeigen, in dem z.B. das Familienoberhaupt in der Mitte seiner Familienmitglieder gezeigt wird. Doch es bleibt nicht bei der traditionellen Darstellung. Jessica erweitert die Konstellation auf eine größere Komposition, in der noch weitere Personen den Betrachter auf eine herausfordernde Bildreise mitnehmen.
Dem Collagematerial auch nicht völlig abgeneigt ist Hans Theo Kull. Aus seinem riesigen Werk an Zeichnungen hat er 15 ausgewählte Arbeiten präsentiert.
Theo lässt sich anfangs treiben, setzt seine Kreidebewegungen in braun, ocker oder weiß bis sich etwas herauskristallisiert, dass ihn zur Weiterbearbeitung reizt. Dann setzt er Konturen, fügt Schatten und Zeitungsschnipsel hinzu bis die kleinen Wesen und darin steckenden Geschichten auch für den Betrachter sichtbar werden. Es ist eine Betrachtung der besonderen Art.
Hans Theo Kulls Zeichnungen sind im Internet nicht zu finden. Umso mehr sollte man die Zeit nutzen, bei der nächsten Ausstellung, in der seine Arbeiten vertreten sind, auf Entdeckungsreise zu gehen.
Natürlich habe ich noch etwas an der Hängung ergänzt – ich konnte gar nicht anders. Und so ziert nun die Recherche einen Pfeiler und wirkt dort in ihrer Reduktion und Einzelhängung sehr schön.
Schon vor 16 Uhr waren viele Menschen in der Kommunalen Galerie und es wurden noch mehr. Das wuselige Treiben hielt uns in Bewegung. Ich bekam viel positives Feedback. Einige Zeichnungen aus der Serie Menschen der Stadt fanden einen neuen Besitzer. Die Besucher ergänzten – angeregt durch die Titel und die abgebildeten Haltungen – noch viele weitere Hintergrundsgeschichten zu meinen Zeichnungen. Manchmal stimmten sie mit meinen überein. Durch andere bekam ich einen ganz neuen interessanten Blick auf die Mimik und Gestik der gezeichneten Personen.
Kurz vor Ende des ersten Tages kam das Unvermeidliche: mein Aushängeschild im 3 TAGE KUNST-Katalog Eine neue Perspektive verändert die Haltung erhielt den roten Punkt. Wenn eine für mich wichtige Arbeit gekauft wird, ist das immer ein besonderer Moment. Ein bisschen ringe ich mit mir, ob ich das Bild wirklich loslassen möchte. So einfach ist das nämlich gar nicht. Doch dann überwiegt die Freude, dass auch ein anderer das Bild so toll findet und es kauft.
Bevor morgen die Messe ihre Türen öffnet, wurde gestern und heute erst einmal hingelegt, aufgebaut, gehämmert und geschraubt. Die MitarbeiterInnen vom Kulturamt Charlottenburg-Wilmersdorf unterstützten uns mit ihren Erfahrungen und Werkzeug. Alle Wünsche, die machbar waren, wurden ermöglicht. Das war wirklich toll!
Etwas überrascht stellte ich fest, dass meine drei größten Zeichnungen einfach nicht mit den kleineren in Einklang gebracht werden konnten. Doch das bewährte Team Bröskamp & Höricht ließ sich nicht entmutigen und versuchte verschiedene Hängungsmöglichkeiten aus. Letztendlich musste ich mich dann aber doch entscheiden, dass die drei Bilder hier nicht hinpassten und nahm sie wieder mit. Nun ist es nicht so, dass es mir an fertigen Bildern mangelt: Ich erweiterte meine Serie Menschen der Stadt um drei weitere Rahmen und tauschte auch noch eine Mischtechnik aus.
Nicht nur mir erging es so. Feststehende Konzepte waren auch bei den anderen Kolleginnen in der Prüfphase. Doch es war schön, dass wir uns gegenseitig unterstützen konnten. Andere können einem beim Zurechtrücken des Blickwinkels richtig gut helfen. So sah meine Messewand am Mittwoch und Donnerstag aus:
Am Freitag kann ich bis 15 Uhr immer noch etwas ändern. Mal sehen, ob ich noch einmal alles umhänge 😉
… konstatierte meine weise Kollegin und Freundin Daniela Revink. Wie recht sie hat, wurde mir letzte Woche bewusst, als von der Kommunalen Galerie Berlin neben den Daten zum Messeaufbau der Link zum Katalog geschickt wurde. Und so kann jeder, der mag, hier online schon mal einen einführenden Blick in die Galerie der 40 anwesenden KünstlerInnen werfen.
Ab dem 16.10. können wir dann real besucht werden. Der Eintritt ist für jeden frei und wir freuen uns über viele Besucher.
Dafür bereite ich gerade im Atelier die Passepartouierung und Rahmung meiner Bilder vor. Es ist immer wieder schön, die Zeichnungen und Mischtechniken in neuen thematischen Kontexten zu sehen.
Im Mai und September habe ich an einer weiteren Serie gearbeitet. Sie ist entstanden, als ich neues Papier ausprobierte. Das Papier ist sehr glatt, sodass Feder und Pinsel ungehindert darüber gleiten können. Nichts kratzt. Und so entstanden hakenschlagend und fließend die Kleinen Landschaften.
Früher mochte ich das Zeichnen von Landschaften überhaupt nicht, da sie für mich keinen Anfang oder ein Ende besaßen. So fiel mir die Entscheidung für einen Ausschnitt damals noch schwer. Doch diese Landschaftsskizzen kamen ganz leicht aus der Feder. Mittlerweile scheine ich so viele Topographien in meinem Gedächtnis gespeichert zu haben, dass ich mich nicht mehr entscheiden muss, wo ich anfange, sondern nur noch die Farben festlege.
Und doch werden sie bei mir thematisch nicht viel Raum bekommen und Raritäten bleiben.
Gestern war auf der Messe eine gute, gelöste Stimmung, denn es gab einen stetigen Besucherstrom, der die unterschiedlichsten Gespräche, positive Resonanz und auch Verkäufe brachte. Die kunstinteressierten Besucher lassen sich in vier Kategorien einteilen:
1. versierte SammlerInnen,
2. Einsteiger-SammlerInnen,
3. KünstlerInnen, die sich inspirieren lassen und
4. Freunde, Familie und Bekannte, die zur Unterstützung der jeweiligen KünstlerInnen kamen.
Wer jetzt im Stillen hinzufügt 5. GaleristInnen, ist leider auf der falschen Messe 😉 Zwar waren die Galeristen im Erdgeschoss vollständig vertreten, überwanden aber i.d.R. selten die Treppen zum Obergeschoss, wo wir einzelnen KünstlerInnen im Selbstmarketing unsere Kunstwerke ausstellten. Es wird gemunkelt, dass es ihnen nicht recht ist, dass wir selbst Verantwortung für die Bekanntmachung unseres Künstlerdaseins und den Verkauf der Arbeiten übernehmen. Aber vielleicht waren sie auch einfach nur im Messestress.
Ich konnte gestern auch den Beginn zweier neuer Sammlerkarrieren miterleben, als meine nun jüngsten Sammlerinnen (7 und 9 Jahre) ihr Taschengeld bei mir in Kunst umwandelten (zum Jungsammlerinnen-Rabatt) . Ich war sehr gerührt, als die 9-Jährige pragmatisch zusammenfasste, warum sie ihr Geld in Kunst anlegt: „Ich finde deine Kunst einfach toll!“
Eines meiner liebsten Bilder, Das versteckte Paar, hat gestern ebenfalls die Besitzerin gewechselt. Das Schöne ist, dass die Käuferin genau die richtige ist, bei der die Monotypie wertschätzend zur Geltung kommen wird. Manchmal gibt es das, dass ein Mensch und ein Kunstwerk ohne Einschränkung zusammenpassen und -gehören. Ich freue mich sehr darüber!
Ich wurde gestern und heute des öfteren nach meinem Fazit für meine Messebeteiligung gefragt. Bin ich zufrieden? Hat es mir etwas „gebracht“? Ich kann das mit einem leicht wackligen JA beantworten! Die Unterstützung der Messeveranstalter war sehr gut. Auftretende Probleme oder Fragen wurden i.d.R. professionell gelöst. Hervorheben möchte ich auch den Workshop „Wie ich die Messe überlebe“, den wir angeboten bekamen. Er war wirklich in manchen Situationen sehr hilfreich.
Jedoch lief die Besprechung in der Presse eher unter ferner liefen ab. Darunter hatte ich mir mehr vorgestellt. Auch sollte sich die PR nicht nur auf eine Facebook-Seite und ein buchbares PR-Angebot beschränken. Bei dem üppigen Teilnahmepreis wäre eine PR, die alle einbezieht, vertretbarer. Zudem negieren die Veranstalter der Berlin Art Week die Berliner Liste vollständig, wodurch wir den Eindruck bekamen, dass auch die Journalisten sich davon beeinflussen ließen und die Berliner Liste eher schlecht bewerteten. Das letztere ist nun aber nicht als das Verschulden der Veranstalter der Berliner Liste zu sehen.
Die positive Resonanz (in Wort und Geld) an meinem Stand war aber wirklich umwerfend, was mich darin bestärkt, mit meiner etwas anderen Kunst, die sowohl experimentell mit den Materialien und Techniken, als auch narrativ und deutend mit den Themen umgeht, weiterzumachen.
Ich habe sehr interessante KünstlerkollegInnen kennen gelernt, mit denen ich weiter in Kontakt bleibe. Auch die vielen Gespräche mit den Besuchern, welcher Kategorie sie auch angehörten, haben mich weiter darin trainiert, über meine Kunst zu sprechen. Das ist nicht immer einfach und bedarf eigentlich einer kontinuierlichen Auseinandersetzung und Reflexion.
Gefallen hat mir auch, dass ich mit den Gegebenheiten und Situationen, die das Messeleben mit sich bringt, mein Improvisationstalent voll ausschöpfen konnte. Das zeigt mir, dass nicht immer alles passgenau sein muss, lässt mich nicht statisch verharren und schärft meinen Blick für neue Sichtweisen. Was wunderbarerweise das Motto meiner diesjährigen Messebeteiligung gewesen ist.
Die Tage auf der Berliner Liste mehren sich, sodass wir in unserem kleinen familiären Künstlerverband vom Stand A 1.32-1.38 sowie A 1.67 und A 1.72 manchmal mit den Wochentagen völlig durcheinander kommen. Die Tage verlaufen auch recht ähnlich: um 13 Uhr macht die Messe auf und um 21 Uhr wieder zu. Dazwischen beraten und erzählen wir den Besuchern etwas über unsere Kunst, verkaufen auch, massieren (wenn keiner hinschaut) unsere schmerzenden Beine bis der nächste Besucher um die Ecke schaut. Aber der große Ansturm lässt auf sich warten, und wir fragen uns, woher das kommt. Sind es die beiden anderen konkurrierenden Messen, die parallel stattfinden und zu denen die Besucher strömen? Oder ist es der kritische Zeitungsartikel einer Berliner Tageszeitung, der uns mangelnde Qualität vorwirft? Letzterem Vorwurf stehe ich verständnislos gegenüber, denn ich sehe doch die Kunst der anderen, spreche mit den Künstlern und höre den spannenden Ideen zu, die sie mit steigernder Leidenschaft erzählen. Nein, an der Qualität im Obergeschoss kann es nicht liegen. Eher an der fehlenden Bereitschaft des Journalisten, mit uns zu sprechen.
Heute habe ich mit René Damen gesprochen. Bei einem Rundgang sind mir gestern seine künstlerischen Setzkästen aufgefallen. Wunderschöne Konzeptionen, welche die strukturierte vorgegebene Ordnung des Setzkastens nutzen, um dem jeweiligen Thema oder Gedanken viel Raum zu geben. René Damen arbeitet sowohl mit Inhalten, wie auch mit kompositorischen Farbzusammenstellungen und -verläufen. Nahezu kalligraphische Zeichnungen werden für den Setzkasten in Teile geschnitten und entweder in der „richtigen“ Reihenfolge oder in einer abgeänderten Version wieder in den einzelnen Vertiefungen eingesetzt. Im Kunstwerk Haiku II geht der Künstler eine Verbindung von Zeichnungen mit übersetzten Haikus eín, die auf kleinen Zetteln ihren Platz im Setzkasten finden. Dabei geben die Texte nicht nur Anregung zur Interpretation der Assemblage, sondern bestimmen mit dem leicht angegilbten Papier auch farblich die Komposition mit.
René gestaltet auch Kästen, in denen er sich mit den Facetten einzelner Personen auseinander setzt. Neben bekannten wie Nelly Sachs, Gottfried Benn und Miró beeindruckte mich die montierte Erinnerung an eine junge Frau, die vor einem Jahr gestorben ist. Lichte Farbflächen leuchten in der Variation von schwarzen und grauen Farbtönen auf, die sich auf die hellen Momente innerhalb ihrer depressiven Phasen beziehen. Die dunklen Einsätze sind jedoch nicht einfach nur trostlos, sondern vermitteln in diesem strukturierten Rahmen eine Art von edler Ästhetik. Das unterstützt die respektvolle Art, mit der René Damen den Freitod der Frau gedenkt (Maren 2014).
Auch hier kann ich einen Besuch am Stand A 1.05 oder auf seiner Webseite nur empfehlen.